Samstag, 28. Januar 2012

»Schwarze Messe« gültig, aber unerlaubt?


Manchmal sitzt man unfreiwillig theologischen Irrtümern auf, die zwar an und für sich ganz offensichtlich sind. Aber ganz offensichtlich ist man ja manchmal wie vernagelt, und sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr.

Die Ablehnung der nach Papst Paul VI. und Erzbischof Annibale Bugnini durchgeführten Liturgiereform (dazu bereite ich gerade einen längeren Beitrag vor), führt mitunter ebenfalls zu kruden Erkenntnissen: so sei der neue Ritus ("Novus Ordo Missae") nicht automatisch deshalb erlaubt, weil er gültig sei. Es gelte zu bedenken, dass auch eine sogenannte "Schwarze Messe", d.h. eine Pervertierung der katholischen Eucharistiefeier durch Satanisten, gültig sein könne, aber natürlich immer und unter allen Umständen unerlaubt sei.

Dass das möglich sei ergäbe sich dann, wenn ein gültige geweihter Priester mit der festen Intention tatsächlich eine Wandlung vorzunehmen diese "Messe" feiere und dabei die erlaubten Substanzen verwende. Ich gestehe, dass ich selbst diesem Irrtum früher einmal kurzzeitig aufgesessen bin.

So hat es Hw. Pfarrer Hans Milch in einem seiner Vorträge erklärt. So las ich es heute im Kommentarbereich einer "katholischen" Webseite, für die ich hier keine Werbung machen will. Genau so erfuhr ich es heute Morgen in einem Facebookkommentar. Offenbar ist dieser Irrtum also weit verbreitet.

Mit Erstaunen sehe ich eben, dass dieser sogar auf den Webseiten der Piusbruderschaft wiedergegeben wird:
"So kann ja auch – um ein extremes Beispiel zu gebrauchen – eine sakrilegische Messe gültig sein. Insofern in ihr das Opfer Christi gegenwärtig wird, ist sie nicht schlecht, insofern aber die ganze Feier missbraucht wird, um Christus zu verspotten, ist eine solche schwarze Messe selbstverständlich ein Gräuel in den Augen Gottes. Damit wollen wir aber nicht behaupten, dass der neue Messritus auf einer Stufe mit einer schwarzen Messe stehe."
Der letzte Satz wirkt hier immerhin etwas beruhigend. Doch wie verhält es sich nun mit dieser Sache?

Ich greife gar nicht auf irgendwelche "liturgiebewegten" oder "nachkonziliaren" Theologen zurück. Lassen wir den Hl. Papst Pius V. selbst zu Wort kommen, der nach dem Konzil von Trient das überarbeitete Missale herausgab, und dafür sorgte, dass eine leider wenig beachtete, aber gewichtige und von keinem Papst und keinem Konzil jemals veränderte oder angezweifelte Erklärung zur Gültigkeit der Messe (und Richtlinien in Fällen zweifelhafter Gültigkeit) in das Buch eingefügt wurde. Ihr Name: "De defectibus in celebratione Missae occurentibus".

Dort wird unzweifelhaft dargetan, dass zur gültigen Feier der Messe ein geweihter Priester, zur Wandlung erlaubte Substanz und die Intention vorliegen müsse, das zu tun, was die Kirche tut (Achtung: Präsenz!).

In der ganzen Gültigkeits- und Intentionsdebatte gilt also zu bedenken, dass - vorrangig - nicht irgendwelche Intentionen des Priesters notwendig sind, sondern das Handeln der Kirche Maßstab ist. Und der zelebrierende Geistliche muss bereit sein, nach diesen Maßstäben zu handeln. Anders herum kann es auch gar nicht sein, sonst benötigte ja jeder Gläubige die theologische Bildung, um den Zelebranten vor der Messe zu überprüfen, ob jener auch die rechte Intention besitze. Das führt die ganze Sache aber logischerweise ad absurdum.

Und die Kirche hat niemals satanische Messen gefeiert, wollte es nicht, tut es nicht und wird es nie tun. Weil sie - Kraft göttlicher Einsetzung - das auch gar nicht tun kann (selbst wenn ein Papst oder ein ganzes Konzil dasselbe in einem Moment der Verwirrung beschließen würden, aber das ist ein anderes Thema).

Soweit also die Erklärung nach dem tridentinischen Missale selbst, und ich gebe zu bedenken, dass der Heilige Pius V. diese Erklärung ja nicht einfach aus dem Ärmel geschüttelt hat, sondern hier wiederum überlieferte Lehrmeinungen aufgriff und mit päpstlicher Autorität versah.

Eine blasphemische und sakrilegische Messe ist ohne jeden Zweifel niemals gültig (und erlaubt grundsätzlich sowieso nicht), da der Intentionsdefekt nicht zu beheben ist!

Dass darüber hinaus eine sakrilegische Messe schon deshalb niemals gültig sein kann, weil die Heilige Messe der Verherrlichung Gottes dient und den Gläubigen einen reichen Gnadenschatz zuteil werden lässt, kommt natürlich ganz grundsätzlich hinzu.

Christus selbst handelt schließlich in der Messe in und durch den Priester, und Gott ist nicht schizophren. Das hat nicht erst der Hl. Thomas von Aquin in seinen beiden "Summen" schlüssig nachgewiesen. Auch, wenn diese Erkenntnis für manche allzu traditionalistische und auch moderne Theologen erstaunlich neu sein dürfte...

6 Kommentare:

  1. Welkom!

    P.S.: Bitte den vorletzten Satz nachlesen und evtl. verbessern.

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    1. Vielen Dank für den Hinweis. Ich habe den Fehler korrigiert!

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  2. Spannend, dass eine solche Meinung soweit verbreitet ist. Eigentlich hielt ich "das Handeln der Kirche" zumindest unter Klerikern für Allgemeingut.

    Ansonsten sind "gültig" und "erlaubt" zwei voneinander unabhängige Begriffe, die sich auch jeweils einzeln klären lassen. Einen Automatismus von gültig auf erlaubt zu schließen gibt es nicht.

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    1. Ja, in der Tat. "Gültig" und "erlaubt" sind immer noch einmal zu unterscheiden.

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  3. "Ansonsten sind "gültig" und "erlaubt" zwei voneinander unabhängige Begriffe, die sich auch jeweils einzeln klären lassen. Einen Automatismus von gültig auf erlaubt zu schließen gibt es nicht."

    Richtig - und das ist ja das eigentliche Argument bzgl. der Neuen Messe, für das das Extrem-Bsp. einer sakrilegischen Messe eben nur ein verdeutlichendes Bsp. sein sollte.

    Und es stimmt durchaus nicht, dass sakrilegische Messen niemals gültig sein können (mangels Intention).

    Die Intention "das zu tun, was die Kirche tut" bezieht sich nicht auf den äußeren Ritus (was ja auch absurd wäre bzw. eben nicht zur Intention gehört) oder die Würdigkeit bzw. Unwürdigkeit etc. - sondern auf das Wesen des Sakramentes, also Brot u Wein in Leib u Blut Christi verwandeln zu wollen.

    Selbstverständlich kann eine sakrilegische Messe daher gültig sein, solange sie mit der Intention gefeiert wird, das zu tun, was die Kirche tut (nämlich Brot u Wein zu wandeln).

    Beste Grüße

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