Donnerstag, 23. Februar 2012

Das Problem mit dem Weltbild...

...der Kirche und dem Unternehmen "Weltbild" geht in eine weitere jämmerliche Runde. Nach der Rücknahme des aus rein praktischen Gründen unmöglichen Sofortverkaufs und der verständlichen Mahnung, die Verantwortung für die mehr als sechstausend Mitarbeiter des Unternehmens nicht zu vergessen, soll das Problem nun elegant durch die Kreierung eines neuen Eigentümers (einer juristischen Person) umgangen werden.

Für mich ein weiterer klarer Beweis, dass den Bischöfen noch immer nicht klar ist, wo bei "Weltbild" überhaupt das Problem liegt. Niemand hat etwas gegen eine gut funktionierende kirchliche Buchhandelskette. Das Problem ist einerseits, dass das christliche Profil des Unternehmens sich nicht im Sortiment niederschlägt, und andererseits Dinge im Sortiment geführt werden, die auch Menschen mit Stil und gutem Geschmack die Haare zu Berge stehen lassen, die nicht kirchlich gebunden sind.

Statt um irgendwelche formaljuristischen Lösungen herumzueiern wäre es notwendig, das Sortiment des Unternehmens zu bereinigen und um gute und bezahlbare christliche Literatur zu ergänzen (wieso liegen eigentlich die Rechte für alle relevanten kirchlichen, theologischen und liturgischen Bücher beim Herder-Verlag, wenn man das auch günstiger über "Weltbild" vertreiben könnte?) sowie die Suchmaschinenfunktionen, die auf die Gesamtkataloge des deutschen Buchhandels zugreifen, zu optimieren.

Geschähe das, wären alle anderen Diskussionen erledigt. Mir wird dieses Trauerspiel mit jeder weiteren Runde unbegreiflicher.

Dienstag, 21. Februar 2012

Sie sind zu jung, gnä' Frau!

Der 84jährige Papst Benedikt XVI. beim Empfang der neuen Kardinäle zur Mutter (ebenfalls 84 Jahre alt) von Timothy Kardinal Dolan: "Sie sind zu jung, um die Mutter eines Kardinals zu sein."
Shirley Dolan: "Können Sie das unfehlbar feststellen?"

(Quelle: New York Daily News)

Montag, 20. Februar 2012

Der Laie staunt, der Fachmann wundert sich

"So kam es in dieser Präsidentenkür zwischenzeitlich zu eigentümlichen Bündnissen: Die SPD konnte jedenfalls glücklich sein, dass die um Bedeutung ringende FDP sich offen gegen einige Kandidaten aussprach, deren Ablehnung die Genossen schwerer hätte begründen können. Ähnliches galt für Norbert Lammert, der in der Öffentlichkeit beliebt ist, aber in seiner eigenen Partei zum Teil wenig geschätzt wird. So musste die SPD ihre Bedenken, der Mann habe zu viele 'ultramontane', also erzkatholische Mitarbeiter in seinem Umfeld, gar nicht erst offen aussprechen."
Hervorhebung von mir. Herr Lammert ultramontan? Seine Mitarbeiter erst recht erzkatholisch? Habe ich irgendetwas verpasst?

Freitag, 17. Februar 2012

Walter Mixa prügelt wieder...

... oder immer noch. Zumindest in der "Süddeutschen Zeitung". Das erfahren wir heute ganz nebenbei in einem Artikel der "Süddeutschen". Eigentlich soll es in dem Artikel um einen "Aufstand" im Bistum Augsburg gehen. Das Pikante: die Forderungen jener "Reformkreise" sind nicht neu. Eine kleine, aber lautstarke Minderheit wollte die Protestantisierung der Kirche schon vor Jahren vorantreiben. Einem Ansinnen, welchem sich Bischof Konrad Zdarsas Vorgänger mutig - und sehr erfolgreich - entgegenstellte.

Und Bischof Mixas Sturz aufgrund falscher Prügel- und Lügenvorwürfe - sogar die "Welt" hat die Vorgänge damals als "Kirchenintrige" entlarvt - wurde ja nicht zufällig von diesen Kreisen unter auffallender und wenig objektiver Schützenhilfe der "Süddeutschen" erreicht, garniert mit einem Auftritt Kardinal Lehmanns im ZDF-"heute journal", der ziemlich beispiellos ist und den man am besten aus dem kollektiven Gedächtnis streicht.

Nicht zum ersten Mal fällt auf, dass diese Zeitung die Pressefreiheit missbraucht, um pure Demagogie in kirchlichen Fragen zu betreiben. Das ist nicht einfach nur ärgerlich, sondern auch sehr traurig. Wenn eine solch große Zeitung schon in diesen Fragen nachweislich vollkommen unseriös agiert, wie soll man ihr bei anderen Themen noch Glauben schenken?

Ein Blatt mit Qualitätsanspruch sollte solche Methoden nicht nötig haben!

Montag, 13. Februar 2012

Manchmal muss man schmunzeln...


... wenn man einen Gegenstand in der Hand hält und sich ausmalt, welche Vorgeschichte es dazu wohl gab. Ich bekam kürzlich Post aus Deutschland. Nicht nur, dass der Brief überfrankiert war: nein, die Marken waren so wüst auf den ganzen Umschlag verteilt, dass ich sofort an einen cholerischen Anfall ob der hohen Postgebühren denken musste. Und sofort stellte ich mir den Postbediensteten vor, der wütend mit dem Stempel auf dem Brief herumhämmert, um auch alle Marken zu entwerten. Und das Gesicht des Schweizer Postlers, der in Zürich zuerst diesen Brief in der Hand hielt, und verzweifelt einen Platz für Barcode und Zollaufkleber suchte.
Eigentlich schade, dass mein Basler Briefträger nicht auch noch einen Kommentar auf dem Umschlag hinterlassen hat. Etwas Platz wäre ganz am Rand noch frei gewesen...

Sonntag, 12. Februar 2012

Die vielfältigen Gnaden der Heiligen Messe


 ... fand ich gestern zufällig in einem älteren Buch in einer mir bis dato unbekannten allegorischen Darstellung. Gewiss, für manche mögen solche Bilder augenkrebsverursachend sein. Aber wer sich intensiv mit der Theologie der Liturgie (z. B. durch das Studium des Werkes De Divinis Officiis des Rupert von Deutz) befasst hast, wird ermessen können, wie gelungen dieses Bild inhaltlich ist. Es gibt viele Details zu entdecken, z. B. die Gläubigen, die erkennbar aus vielen Nationen hinzugeeilt sind...


Ich wünsche uns allen einen gesegneten Sonntag und
eine gute Andacht bei der Heiligen Messe heute!

Samstag, 11. Februar 2012

Justin und die tätige Teilnahme

Bildquelle: Priesterbruderschaft St. Petrus (FSSP)
Über das Missverständnis, die erstmals vom Hl. Pius X. im Motu Proprio "Tra le sollecitudini" eindringlich geforderte tätige Teilnahme - actuosa participatio - als Zwang zu begreifen, möglichst viele Leute müssten möglichst viel tun und dabei im Altarraum umhergeistern (was das glatte Gegenteil von dem ist, was der heilige Papst wollte, und was die Väter des II. Vaticanums fast wörtlich übernommen haben!), ist schon viel geschrieben, gesagt und gestritten worden. Ein sehr frühes Beispiel für die tatsächliche tätige Teilnahme der Gläubigen findet man bei Justin dem Märtyrer, der von ca. 100 bis 165 n. Chr. lebte. Hier ein Auszug aus der Ersten Apologie (Kapitel 67):
"An dem Tage, den man Sonntag nennt, findet eine Versammlung aller statt, die in Städten oder auf dem Lande wohnen; dabei werden die Denkwürdigkeiten der Apostel oder die Schriften der Propheten vorgelesen, solange es angeht. Hat der Vorleser aufgehört, so gibt der Vorsteher in einer Ansprache eine Ermahnung und Aufforderung zur Nachahmung all dieses Guten. Darauf erheben wir uns alle zusammen und senden Gebete empor.
Und wie schon erwähnt wurde, wenn wir mit dem Gebete zu Ende sind, werden Brot, Wein und Wasser herbeigeholt, der Vorsteher spricht Gebete und Danksagungen mit aller Kraft, und das Volk stimmt ein, indem es das Amen sagt. Darauf findet die Ausspendung statt, jeder erhält seinen Teil von dem Konsekrierten; den Abwesenden aber wird er durch die Diakonen gebracht.
 Wer aber die Mittel und guten Willen hat, gibt nach seinem Ermessen, was er will, und das, was da zusammenkommt, wird bei dem Vorsteher hinterlegt; dieser kommt damit Waisen und Witwen zu Hilfe, solchen, die wegen Krankheit oder aus sonst einem Grunde bedürftig sind, den Gefangenen und den Fremdlingen, die in der Gemeinde anwesend sind, kurz, er ist allen, die in der Stadt sind, ein Fürsorger."
Hervorhebungen von mir.

Das zur Mär, in der Messe hätten Laien früher - zur Zeit der Apostel gar - viel mehr getan und seien ständig in Aktion gewesen... Zu diesem Thema:  more to come.

Donnerstag, 9. Februar 2012

O Gottes Sohn, du Licht und Leben

nach Karl Heinrich von Bogatzky (1690-1774)



O Gottes Sohn, du Licht und Leben,
o treuer Hirt, Immanuel!
Nur dir hab ich mich übergeben,
nur dir gehöret Leib und Seel.
Ich will mich nicht mehr selber führen,
du sollst als Hirte mich regieren,
so geh denn mit mir aus und ein.
Ach, Herr, erhöre meine Bitten
und leite mich auf allen Tritten,
ich gehe keinen Schritt allein.

Wenn du mich führst kann ich nicht gleiten;
dein Wort muss ewig feste stehn.
Du sprichst: "Mein Auge soll dich leiten;
mein Angesicht soll vor dir gehn."
Ja, dein Erbaremn, deine Güte,
umfass allmächtig mein Gemüte!
O dass ich nur recht kindlich sei,
bei allem zu dir gläubig flehe
und stets auf deinen Wink nur sehe,
so stehest du mir täglich bei!

Du weißt allein die Friedenswege,
auch das, was mir den Frieden stört;
drum lass mich meiden alle Stege,
wo Welt und Sünde mich versehrt.
Ach, dass ich nimmer von dir irrte
noch durch Zerstreuung mich verwirrte,
auch nicht durch einen guten Schein!
O halte meine Seele fest,
hab acht auf mich aufs allerbeste,
lehr beten mich und wachsam sein!

Mittwoch, 8. Februar 2012

Die Gespräche der FSSPX mit Rom...

... sollen angeblich gescheitert sein. Das hörte man schon im Frühjahr letzten Jahres (sic!), das hört man nun wieder. Die Seite "Katholisches.info" nimmt fundiert Stellung zu den neuesten Meldungen:
"Tatsächlich handelt es sich nur um die (Falsch-)Meldung, die Alessandro Speciale vergangene Woche, den 3. Februar verbreitete und die am selben Tag von Andrea Tornielli aufgegriffen wurde. Speciale behauptete, der Generalobere der Piusbruderschaft, Msgr. Bernard Fellay habe die Gespräche für gescheitert erklärt. Nichts dergleichen war jedoch geschehen.

Stattdessen fand am selben Tag, an dem Speciale am Morgen bereits seine Nachricht verbreitet hatte, eine Begegnung zwischen Papst Benedikt XVI. und Kardinal Levada statt, dem Präfekten der Glaubenskongregation, der die Verhandlungen mit der Piusbruderschaft führt. Thema der Begegnung waren eben die Gespräche mit Econe. [...]

Was Speciale veröffentlichte und andere weiterverbreiteten, war ein gezieltes Störfeuer zur Torpedierung der Gespräche, ein Versuch, von außen Einfluß zu nehmen, wobei der Wunsch offensichtlicher Vater des Gedankens war. [...]

Die Verbreitung dieser voreiligen Negativmeldungen skizziert in etwa eine Landkarte, wer welchem Wunschdenken anhängt. Das ist durchaus aufschlußreich für Beobachter der katholischen Kirche. Es ist derzeit aber nicht mehr und auch nicht weniger."
In dieselbe Kategorie gehört übrigens auch "Jacqueline Jeannerat", die auf der Seite "Kreuz.net" ziemlich genau seit dem 2. Februar ins gleiche Horn stößt. Die gute Frau - wenn sich hinter diesem Pseudonym überhaupt eine solche versteckt - hat nicht nur Schwierigkeiten mit der Orthographie ihres Nachnamens (einmal "e", einmal "a"...), sondern ist so seriös wie die ganze Seite: nämlich gar nicht.

Dienstag, 7. Februar 2012

Jeder blamiere sich, so gut er kann


Unter diesem Motto scheint ein Artikel von Christian Eckl im "Wochenblatt" zu stehen. Die Piusbruderschaft, so lesen wir da, weihte in Zaitzkofen einen Teufelsaustreiber. Einen Exorzisten also, um das Fachwort zu verwenden.

Nun ist es ja zugegebenermaßen etwas verwirrend, dass Exorzist eine der vier Niederen Weihestufen ist, zugleich aber eben nicht mit der notwendigen bischöfliche Beauftragung zum Dienst des Exorzisten identisch ist. Freilich hätte man erwarten können, dass sich ein Journalist darüber informiert. Schon ein Besuch auf Wikipedia hätte der Verwechslung vorbeugen können.

Interessanter als die Tatsache, dass schon die ganze Basis des Artikels falsch ist (einschließlich der Behauptung, Papst Paul VI. habe diese Weihestufe "abgeschafft". Die Niederen Weihen sind eben nicht abgeschafft, sondern - leider Gottes! - freigestellt worden, was zwar einer faktischen Abschaffung gleich kommt, aber sie sind kirchenrechtlich eben sehr wohl noch vorhanden), ist freilich einmal mehr die Instrumentalisierung der Meldung des an sich absolut unspektakulären Vorgangs:

Die schlichte Weihehandlung muss hier herhalten, um die Piusbruderschaft (FSSPX) als erzkonservativ und mittelalterlich zu klassifizieren (das dritte bei solchen Artikeln notwendige Attribut - nämlich "umstritten" - hat der Autor offensichtlich nicht mehr einbauen können). Objektiver wird der Artikel dann insgesamt auch nicht:

Dass man in Rom nicht über die Piusbrüder diskutiert, sondern mit ihnen um eine Lösung (möge sie rasch kommen!) ringt, scheint für den Autor des Artikels fast ebenso unvorstellbar zu sein, wie die Tatsache, dass die Kirche noch immer Dämonen austreibt und an die Existenz des Teufels glaubt. Fast könnte man nach Lektüre des Artikels meinen, Papst Paul VI. habe mit jenem Motu Proprio auch gleich das Böse an sich abgeschafft. Schön wäre es, wenn der Papst das so einfach könnte.

In der Realtität vieler Gemeinden hat man allerdings in der Tat den Eindruck, dass der Teufel wirklich nicht mehr existierte: Sünden werden als "Fehler" verbrämt, und auf eine rein zwischenmenschliche Ebene reduziert, das Fegefeuer ist abgeschafft, die Hölle gibt es nicht, den Teufel in personam schon gar nicht und über Buße und Ablässe muss man die Gläubigen heute nicht mehr informieren.

Dass Gläubigen, die - Gott sei's geklagt - im fünften Jahrzehnt in Folge durch die modernistische Wir-haben-uns-alle-lieb-Theologie geprägt wurden, alleine die Erwähnung des Teufels schon Anlass zum Ärgernis bietet, ist verständlich. Aber die Sicherheit, die das Verschweigen des Bösen bietet, ist trügerisch. Schon die größten Heiligen und Lehrer unserer Tage haben betont, dass es ein Meisterstück des Teufels ist, die Welt glauben zu machen, es gäbe ihn nicht.

Wunderbar ist dann die Verknüpfung zwischen der "erzkonservativen" Bruderschaft und dem "erzkonservativen" Papst, der doch neulich unerhörterweise ebenfalls Dämonen aus Besessenen getrieben haben soll (was sich wohl auf eine Aussage des mitunter gerade für einen echten Exorzisten befremdlich auskunfts- und interviewfreudigen Gabriele Amorth bezieht, der auch nicht mit allem recht hat, was er so von sich gibt...). Das ist eine Steilvorlage für - natürlich - anonyme Kritiker, die behaupten, der Papst und die Piusbrüder stünden sich recht nahe.

Dazu muss man nun keine Verschwörungen konstruieren. Schon der jüngere Kardinal Joseph Ratzinger hat sehr deutlich - viel deutlicher als heute! - bestimmte Fehlentwicklungen nach dem II. Vaticanum und dessen mißbräuchliche Interpretion mißbilligt. Bischof Bernard Fellay, der Generalobere der Piusbruderschaft, betonte hingegen, dass die Bruderschaft ca. 95% der Konzilsbeschlüsse annehmen könne. Der Teufel - jawohl! - steckt also offensichtlich im Detail. Und wie Bischof Fellay ernsthaft versucht, Verständnis für die Position der FSSPX in Rom zu wecken und eine Einigung zu ermöglichen, so ist es Aufgabe des Heiligen Vaters, seine Herde zu einen und jene, die aus der Einheit gefallen sind oder zu fallen drohen, wieder ganz in den mystischen Leib Christi, die katholische Kirche, einzugliedern.

Das ist ganz simpel, aber offenbar gerade deshalb für viele so unverständlich.

Schade, dass hier wieder einmal die Objektivität dem Unterhaltungswert eines Artikels geopfert wurde. Damit erlahmt mein Interesse am "Wochenblatt" auch schon, und ich wende mich wieder meinem Dan Brown zu. Der schreibt auch recht unerleuchtet, aber wenigstens mit mehr Schwung...

Montag, 6. Februar 2012

Rahner und der Aquinate

Bildquelle: Wikipedia

Kürzlich hörte ich einen Pfarrer, promovierter Theologe, sagen, es gäbe zwei überragende Theologen in der Kirchengeschichte: den heiligen Thomas von Aquin und Karl Rahner. Er - also jener Pfarrer - habe auch gar keinen Zweifel, dass Rahner in nicht allzu ferner Zukunft zum Kirchenlehrer erhoben würde.

Ich musste mir mühsam eine Reihe recht unfreundlicher Kommentare verkneifen, vor allem die Anmerkung, warum man jemanden zum Kirchenlehrer erheben soll, der unklar, interpretierbar und so ausladend formulierte, dass sogar sein Bruder Hugo Rahner spottete, man sollte die Werke seines Bruders einmal ins Deutsche übertragen. Außerdem sehe ich doch mit einer gewissen Erleichterung, dass die große Zeit der von Rahner losgetretenen antropozentrischen Wende unter jungen Katholiken und jüngeren Klerikern durchaus kritisch hinterfragt wird. Vielleicht geht Rahners große Zeit bereits zuende, was Hugo Rahner übrigens genau so prophezeite.

Bei großen Lehrern der Kirche - egal, welchen Status sie formell einnehmen - kann man eigentlich immer verlässlich fragen, ob ihre Theologie für die Kirche ein unersetzbarer Schatz ist, oder ob man gute Theologie auch ohne diese Lehren betreiben kann. Im Falle des Aquinaten ist diese Frage längst beantwortet. Er hat seine Stellung in der Theologiegeschichte, er ist noch heute aktuell, und oft genug kann man über andere Erklärungsansätze auf Dinge stoßen, die Thomas längst präziser und schöner ausformuliert hat, als man selber es je könnte.

Es ist wohl noch zu früh, über Karl Rahner und die Folgen seiner Theologie ein gerechtes Urteil zu sprechen. Aber genau an dem zuletzt erwähnten Punkt ist für meine Begriffe der Unterschied auch in der Qualität deutlich festzumachen: was Thomas so schön und klar formuliert, dass man es glatt übernehmen kann, ist bei Rahner unter einem solchen Wortwust begraben, dass man die Theologie unter den Worten erstmal mühsam zusammenklauben und erklären muss. Kann man gute Theologie ganz ohne Rahner betreiben? Meine subjektive Meinung: Ja, man kann. Und zwar ohne größere Verluste.

Neben der Überbetonung des Menschlichen ist das für mich der größte Schaden der nachkonziliaren Theologie: die Aufgabe der logischen und präzisen Formulierung und Schlussfolgerung, und deren Ersetzung durch die Lust des Fabulierens.

Insofern ist es für mich schon fast Häresie, wenn man den Aquinaten und Karl Rahner in einem Atemzug nennt...

Sonntag, 5. Februar 2012

Wenn der Himmel rötlich leuchtet...


... sagte meine Mutter früher immer scherzhaft zu mir: "Schau, jetzt backt das Christkind die Weihnachtskekse." Gestern abend hat die Konditorin Braut des Lammes wunderbare Bilder eines wirklich leckeren Backwerks gepostet. Leider vergaß sie, die Adresse beizufügen, unter der die Köstlichkeiten abgeholt werden können.

Da das nun wirklich nicht zu verantworten ist, sehe ich mich gezwungen, entgegen der Bloggerkonvention ungefragt ihre Adresse zu veröffentlichen:

Braut des Lammes
Erzengelrain 1
In Paradisum

(Dienstbotenpforte)

Auf das die Minni nicht alt werden mögen...

Samstag, 4. Februar 2012

Sola Fide? Aber nicht doch!



Passend zu dem Beitrag, den Severus vor einigen Tagen brachte, entspann sich heute Abend beim Essen in unserer kleinen christlichen WG hier in Basel ein Disput zwischen meinem calvinistischen Mitbewohner und mir. Der Glaube allein sei ausreichend zur Erlösung, auch wenn Martin Luther in seine Bibelübersetzung ein gewisses "nur" in - freundlich formuliert - recht freier Übertragung eingefügt habe. Dazu gäbe es auch eine Reihe von Bibelstellen, die mein WG-Kollege natürlich alle auswendig wusste. Ich, als guter Katholik, habe die Heilige Schrift natürlich nicht im Kopf, sondern im Regal (was eben nicht bedeutet, ich würde nie hineinschauen!), und musste die Repliken darauf erstmal suchen. Ich habe sie nun gefunden, werde sie gleich bei einem gute Glas Wein meinem Mitbewohner präsentieren - und dachte mir, dass sie für den einen oder anderen hier auch interessant sein könnte. Also: voilà!

Siehe da: es gibt eine ganze Reihe eindeutiger Schriftstellen, die das protestantische sola scriptura eindeutig widerlegen. Zunächst unser Herr Jesus Christus selbst:
Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt. (Mt 7,21)
Der Glaube an Christus ist natürlich auf für Katholiken ein unabdingbare Voraussetzung, allerdings eben nicht ausschließlich. An diesem Herrenwort sieht man schon, dass das Bekenntnis zu Christus alleine keinen Platz im Himmelreich sichert. Das macht der Herr selbst auch im Johannesevangelium (Joh 14,21) deutlich:
Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.
Das wird in aller Deutlichkeit und ausdrücklich noch einmal unterstrichen, wieder vom Herrn selbst:
Der Menschensohn wird mit seinen Engeln in der Hoheit seines Vaters kommen und jedem Menschen vergelten, wie es seine Taten verdienen. (Mt 16,27)
Doch diese Herrenworte stehen natürlich nicht alleine, obgleich sie meines Erachtens ausreichend wären. Es gibt sogar eine negative Bestätigung. Selbst Dämonen glauben, dass es nur einen Gott gibt und sie erzittern ob dieser Erkenntnis. Dennoch sind und bleiben sie Handlanger und Ausgeburten des Teufels:
Du glaubst, es gibt nur einen Gott. Damit hast du recht; das glauben auch die Dämonen, und sie zittern. Willst du also einsehen, du unvernünftiger Mensch, dass der Glaube ohne Werke nutzlos ist? Wurde unser Vater Abraham nicht aufgrund seiner Werke als gerecht erkannt? Denn er hat seinen Sohn Isaak als Opfer auf den Altar gelegt. Du siehst, dass bei ihm der Glaube und die Werke zusammenwirkten und dass erst durch die Werke der Glaube vollendet wurde. [...]
Ihr seht, dass der Mensch aufgrund seiner Werke gerecht wird, und nicht durch den Glauben allein (Jak 2,19-22 u. 24; Hervorhebung hier von mir.)

Eine beliebte Stelle, die gerne von Protestanten zitiert wird, ist der Brief des Apostels Paulus an die Epheser:
Denn aus Gnade seid ihr durch den Glauben gerettet, nicht aus eigener Kraft - Gott hat es geschenkt -, nicht aufgrund eurer Werke, damit keiner sich rühmen kann. (Eph, 8-9)
Doch wie geht dieser Abschnitt weiter?
Seine Geschöpfe sind wir, in Christus Jesus dazu geschaffen, in unserem Leben die guten Werke zu tun, die Gott für uns im Voraus bereitet hat. (Eph, 10)

Lassen wir Paulus gleich noch einmal zu Worte kommen, diesmal im Römerbrief:
Weil du aber starrsinnig bist und dein Herz nicht umkehrt, sammelst du Zorn gegen dich für den "Tag des Zornes", den Tag der Offenbarung von Gottes gerechtem Gericht. Er wird jedem vergelten, wie es seine Taten verdienen; denen, die beharrlich Gutes tun und Herrlichkeit, Ehre und Unvergänglichkeit erstreben, gibt er ewiges Leben, denen aber, die selbstsüchtig nicht der Wahrheit, sondern der Ungerechtigkeit gehorchen, widerfährt Zorn und Grimm. (Röm 2,5-8)

 Für Katholiken ist der Glaube mehr, als die verstandesmäßige Zustimmung zu bestimmten Glaubenssätzen. Der Glaube ist - um einen à-la-mode-Begriff zu verwenden - ganzheitlich. Dass aus dem Glauben Taten resultieren müssen, begründet wieder Paulus im 1. Brief an die Gemeinde in Korinth sehr gut:
Und wenn ich prophetisch reden könnte und alle Geheimnisse wüsste und alle Erkenntnis hätte; wenn ich alle Glaubenskraft besäße und Berge damit versetzen könnte, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts. (1 Kor, 13,2)
Ein Glaube, aus dem keine Werke der Liebe resultieren, ist also nutzlos. Glaube und Werke stellen eine notwendige Einheit dar. Notwendig ist es,
[...] den Glauben zu haben, der in der Liebe wirksam ist. (Gal 5,6)
Zum Abschluss dieser kleinen, sich nur an Schriftstellen orientierenden Beweisführung, sei noch erwähnt, dass es zahlreiche weitere Belege dafür gibt, dass Glaube und Werke richtig und im christlichen Sinne verstanden unabdingbar zusammengehören. Stellvertretend dafür bringe ich eine letzte Perikope aus dem Matthäusevangelium. Ein Ausschnitt wurde bereits oben weiter zitiert, hier kommt der komplette Zusammenhang, in der Christus die wunderbare Allegorie von den Früchten, das sind eben die Werke, der tätige Glaube, bringt:
Hütet euch vor den falschen Propheten; sie kommen zu euch wie Schafe, in Wirklichkeit aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Erntet man etwa von Dornen Trauben oder von Disteln Feigen? Jeder gute Baum bringt gute Früchte hervor, ein schlechter Baum aber schlechte. Ein guter Baum kann keine schlechten Früchte hervorbringen und ein schlechter Baum keine guten. Jeder Baum, der keine guten Früchte hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. An ihren Früchten also werdet ihr sie erkennen.

Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt. Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr, Herr, sind wir nicht in deinem Namen als Propheten aufgetreten, und haben wir nicht mit deinem Namen Dämonen ausgetrieben und mit deinem Namen viele Wunder vollbracht? Dann werde ich ihnen antworten: Ich kenne euch nicht. Weg von mir, ihr Übertreter des Gesetzes!

Wer diese meine Worte hört und danach handelt, ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Fels baute. Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es nicht ein; denn es war auf Fels gebaut. Wer aber meine Worte hört und nicht danach handelt, ist wie ein unvernünftiger Mann, der sein Haus auf Sand baute. Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es ein und wurde völlig zerstört. (Mt 7, 15-27)

Anmerkung: Alle Schriftzitate nach der Einheitsübersetzung. Direktlink zur Überprüfung, auch mit anderen Übersetzungen: Bibleserver.com

Freitag, 3. Februar 2012

Verwirrung

Manche Dinge verstehe ich einfach nicht. Ohne tiefer in die Diskussion zu den einzelnen Punkten einsteigen zu wollen, zähle ich einfach mal einige Dinge auf, und zwar nur aus den letzten Monaten (die Liste ließe sich ziemlich einfach verlängern):
  • Bischöfe ärgern sich offen oder hinter vorgehaltener Hand darüber, dass der Heilige Vater mehr Latein in seinen Messen wendet. Pastorale Sorge: die Gläubigen verstünden angeblich kein Latein. Doch wessen Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass die Gläubigen wenigstens die elementarsten Gebete und Gesänge auf Latein können...?
  • Ebenso ärgert man sich über das erste Hochgebet, den canon romanus. Die Theologie dahinter verstünden viele Gläubige nicht mehr. Wessen Aufgabe wäre es denn, den Gläubigen zu erklären, was sie nicht verstehen?
  • "Pro multis" heißt nicht "für alle", was jeder mittelmäßige Lateinschüler weiss. Natürlich kann man "für alle" theologisch so zurechtbiegen, dass die Fehlübersetzung zumindest als Interpretation richtig verstanden werden kann. Man könnte aber auch einfach dem Wunsch des Heiligen Vaters folgen, und es machen wie in Ungarn: ein kleiner Aufkleber im Messbuch löst das Problem. Das halbe "Gotteslob" zu überkleben war vor wenigen Jahren ja auch möglich. Der Rest ist Sache guter Katechese, die wer durchführen sollte...?
  • Unter katholischen Gläubigen ist, wie wir kürzlich erfahren durften, "die Praxis und die damit verbundene Frömmigkeit des Ablasses nicht nur wenig verbreitet, sondern zunehmend unverstanden [...]". Nun fühlt der zuständige Bischof sich nicht etwa berufen, diesen Mißstand zu beheben, sondern die Diözese verschanzt sich hinter dürren Worten und Rücksicht auf die Ökumene. Oha!
  • ...
Wie kommt es eigentlich, dass Bischöfe regelmäßig so offen die Vernachlässigung ihrer Pflichten nicht nur erkennen, sondern auch bekennen - aber offensichtlich nicht auf die Idee kommen, daran etwas zu ändern? Auffallend dabei ist, dass andere Dinge (Kompositionswettbewerbe für "Neues Geistliches Lied", selbstgestrickte Liturgien, blühende Gender- und political correctnes, Dialogprozesse mit auffallender kirchenpolitischer Schlagseite, was die eingeladenen Teilnehmer und Gruppen betrifft, etc.) gar nicht schnell genug und sogar teilweise mit erheblichem finanziellen und personellen Aufwand umgesetzt werden können.

Da kann es manchmal gar nicht flott genug gehen...

Das ist keine Verurteilung, keine Polemik, aber auch keine rhetorische Frage. Ich verstehe es wirklich nicht.

Donnerstag, 2. Februar 2012

Bravo, Pater Ockenfels!

Neben Prälat Wilhelm Imkamp ist er einer der Herren, dich ich gerne auf einem deutschen Bischofsstuhl sähe. Klar, präzise und ganz katholisch: Der Fall Oblinger und die Meinungsfreiheit.

Aus dem kath.net-Artikel:

"Man hat es in der deutschkatholischen Kirche als einfacher Christ, der sich an die Bibel, die Tradition und das Lehramt hält, nicht immer leicht. Wer sich dann auch noch auf den Katechismus stützt, das Kirchenrecht beachtet und auf den Papst hört, gilt schon als „konservativ“ oder gar „rechts“, was ganz verwerflich zu sein scheint. „Ultramontan“ lautete der entsprechende Vorwurf in der Kulturkampfzeit des 19. Jahrhunderts. Auch im heutigen Kulturkampf könnte dieser Vorwurf zu einem römisch-katholischen Qualitätsmerkmal werden.

Den ultra-montanen Ehrentitel verdient sich, wer sich nicht in den Schmollwinkel nationaler Kirchlichkeit zurückzieht, sondern sich einer Weltkirche öffnet, die bei weitem nicht so verweltlicht ist wie jene Teilkirchen, die in nationale Sonderbarkeiten verstrickt sind und dies für „Inkulturation“ halten.

Katholisch sein heißt, einen weiten Horizont haben – über die Berge hinweg, also ultramontan.
Andererseits ist das politische Nationalbewußtsein bei uns so verkümmert, daß sogar der Patriotismus verdächtigt wird, „konservativ“ oder gar „rechts“ zu sein. Politisch neigen wir zum Universalismus, religiös zum Nationalismus. Das führt dazu, daß ein römisch-katholischer Priester, der zugleich Patriot ist, gegen die politische und die religiöse Korrektheit verstößt."

Das Jahr des Wulffs

Bildquelle: Bild.de
Wer das vor Weihnachten begonnene Theater um viele angebliche und wenige tatsächliche Verfehlungen des deutschen Bundespräsidenten Christian Wulff verfolgt, das begierige Umherschnüffeln in präsidialen Wäschekorb und Leichenkeller, die scheibchenweise nachgelieferten Eingeständnisse und unklugen Abwehrbewegungen in einer allzu offensichtlichen Pressekampagne, was sich mittlerweile täglich gegenseitig vorwärts und abwärts zugleich treibt, der ahnt, dass uns das Thema noch lange verfolgen wird.

Mir geht es gar nicht um das, was der Bundespräsident heute oder früher tat. Die juristische Bewertung kann ich nicht leisten, die moralische Wertung steht mir als Christen nicht zu (das Gott zu überlassen haben schon die größten Heiligen stets empfohlen), meine persönliche Meinung über den Präsidenten ist so wenig aussagekräftig, wie subjektive Meinungen nun einmal sind und ob Christian Wulff im Amt bleibt oder zurücktritt kann mir hier in der Schweiz ohnehin weitestgehend egal sein.

Das Amt des deutschen Bundespräsidenten ist nicht erst durch die Affäre Wulff beschädigt, und wird auch kaum weiter durch sie zu beschädigen sein. Es war schon beschädigt, als die Kanzlerin gegen jede Vernunft und politische Klugheit ihren Kandidaten am populären Joachim Gauck vorbeiboxte, dessen Kandidatur die Christdemokraten früher selbst einmal vorgeschlagen hatten.

Wulff hatte von vornherein nicht die Statur, dieses Amt auszufüllen. Das bisschen Format, was er als Ministerpräsident hatte, ging durch die Ernennung von der Kanzlerin Gnaden auch noch verloren. Da fehlt es einfach an allem. Vermutlich ist das Amt des Bundespräsidenten aber schon vorher erheblich in Mitleidenschaft gezogen worden, als der bis dahin standfeste und oft auch streitbare und -willige Horst Köhler quasi über Nacht hinwarf und zurücktrat. Sei es nun wegen der Kritik an seinen Afghanistan-Aussagen, sei es, weil man den profilierten Wirtschafts- und Finanzfachmann zur Unterschrift unter in Gesetz drängte, dass er nicht verteten konnte und wollte, sei es aus anderen Gründen, über die man nur spekulieren kann.

Was mich an der ganzen Sache irritiert, ist der Umgang der Presse damit. Gerne, allzu gerne, geben sich ihre Vertreter als die "vierte Macht" aus. Sei es wegen der Informationen, der Aktualität, der Objektivität, der Moral oder etwas anderem. Gerade die Affäre Wulff zeigt aber überdeutlich, dass nichts unzutreffender wäre, als dieser Anspruch.

Jedes Gerücht, jede Spekulation und jede böswillige Unterstellung wird nicht nur begierig aufgegriffen, sondern ohne Prüfung der Fakten gleich zur Schlagzeile des Tages. Besteht Journalismus schon länger auch in sogenannten Qualitätsmedien oftmals nur noch darin, Agenturmeldungen abzuschreiben, so schreiben Zeitungen mittlerweile ungeniert voneinander ab, auch, wenn der erste seine Agenturmeldung schon entstellt und die Fakten vollkommen versemmelt hat. Hinterher will es dann niemand gewesen sein. Der Unterschied zwischen redaktionell bearbeiteten Meldungen und Twitter-Postings wird immer geringer, seit die Qualität dem Tempo geopfert wurde.

Dass verschiedene Informationen gar nicht in Bezug zueinander gesetzt, abgewogen, überprüft und dann eingeordnet werden, überrascht schon längst nicht mehr. Statt Information zählt Meinung. Statt Fakten Empörung und Betroffenheit. Statt eine Übersicht zu schaffen, werden Stimmungsbilder gemalt.

Es ist wahr, dass Politiker und anderen Prominenten bestimmte Vergünstigungen und Vorteile zustehen, die an sich wohlbegründet und angemessen sind und oft genug Anlaß für plumpen Neid bei Kritikern bieten. Es ist wahr, dass weitere Vergünstigungen geradezu aufgedrängt werden, manchmal aus Altruismus, manchmal um des Werbeeffekts willen und manchmal in Aussicht auf konkrete Beeinflussung der Amtsträger.

Der Übergang zwischen legitimer und unrechtmäßiger Vergünstigung und Vorteilsnahme ist fließend. Viele Einflüsse, denen Politiker ausgesetzt sind, bewegen sich in einer Grauzone.

Wenn die Affäre Wulff eines zeigt, dann das diese Grauzone größer ist, als viele geahnt hatten. Sie zeigt auch, dass viele Dinge, die in sich zunächst weder gut noch schlecht sind, je nach Anlaß eine veränderte Bewertung erfahren können. Dass dazu oft genug jedes objektive Kriterium fehlt, wird hier ebenfalls deutlich.

Was man dem Bundespräsidenten als studierten Juristen und ehemals praktizierenden Anwalt vielleicht wirklich anlasten könnte, ist, dass er dieses Hintergrundwissens wegen diese Grauzonen klar erkannt hat (oder hätte erkennen müssen) und allzu leichtfertig ausgenutzt hat. Zur Würde des Amtes gehört untrennbar die Demut des Amtsträgers. Dazu gehört nicht, Vergünstigungen, die einem nicht zustehen, rundweg abzulehnen. Das ist eigentlich selbstverständlich. Besser wäre es, auch bei den rechtmäßigen Vergünstigungen zu überlegen, ob man sie alle nutzen muss. Der kluge Verzicht wäre da manchmal besser, und würde die Grauzone dazwischen ein wenig verkleinern. Kluge Beschränkung seiner selbst war Wulffs Stärke zuletzt nicht.

Das dürfte der Präsident mittlerweile erkannt haben. Dafür hat er schon Ende letzten Jahres um Entschuldigung gebeten und Besserung gelobt. Ob sie ernst gemeint ist, müsste sich gerade jetzt erweisen. Welchen Sinn hat es, in dem Moment, wo jemand wirklich umkehren könnte, seinen Kopf zu fordern?

Wulff hat nichts getan, was nicht andere Politiker, Vorstände und sonstige Prominente in einflussreicher Position auch täten. Das entschuldigt gar nichts, sondern zeigt, wie heuchlerisch das Kesseltreiben gegen das deutsche Staatsoberhaupt ist. Dass Politiker einem allzu undurchschaubaren Geflecht von Lobbyisten und Interessen ausgesetzt sind, ist nicht neu. Das fängt beim Bürgermeister an, und endet beim Bundespräsidenten.

Deshalb äußert sich die Kanzlerin vermutlich recht zurückhaltend in dieser Sache, deshalb sollten einige Oppositionsführer vielleicht in Erwägung ziehen, sich auch mehr zurückzunehmen. Es besteht auch für sie die peinliche Möglichkeit, zur Unzeit am eigenen Wort gemessen zu werden...

Deshalb muss sich die Presse fragen lassen: warum jetzt diese Treibjagd? Warum wird erst jetzt das Geflecht zwischen Lobbyisten, Politikern, Banken und Wirtschaft (und der Medien...?) beleuchtet, obwohl die Problematik seit Jahrzehnten bekannt ist?

Es wäre Aufgabe der Presse, die Verflechtungen rund um die Politik aufzudecken und wirklich Mißstände anzuprangen. Doch genau da herrscht seit langem das große Schweigen. Stattdessen kühlen die Redaktionen ihr Mütchen nun an der Person Christian Wulffs (und seiner Familie), und versuchen sich dadurch den Anschein von Seriosität, Objektivität und Moral zu geben. Was dabei herauskommt, ist Scheinheiligkeit und moralinsaure Heuchelei. Und dass das hohe Gut des echten Journalismus endgültig zu Grabe getragen wird. Und zwar in ein anonymes Urnengrab.

Das ist befremdlich. Das ist gefährlich. Und das ist für ein Land, dass zurecht Stolz auf die Dichter und Denker vergangener Tage sein kann, unsagbar peinlich.

Die Aktionen der Opposition im Parlament sind ebenso durchschaubar. Wo ist der Mut zur Aufklärung, was die außerparlamentarischen Kontakte der eigenen Fraktion und Abgeordneten betrifft?

Alleine deshalb sollte der dauerbeschossene Präsident die Stellung halten und weitermachen - indem er umkehrt, nicht zuletzt im christlichen Sinne des Wortes, und einen neuen Kurs einschlägt. Und deshalb sollte nicht er, sondern die Medien zurücktreten. Zumindest von dieser Form der Meinungsmache. Und zwar schnell!

Das Jahr ist noch lang, und es wird kein leichtes Jahr. Verschwenden wir nicht wertvolle Energien, um Politiker mit Dreck zu bewerfen oder zu gerne im Dreck zu wühlen, den sie hinterlassen. Jeder verdient die Gelegenheit für einen Neuanfang. Und wenn Wulff wirklich begriffen hat, kann er allen Vorzeichen zum Trotz doch noch ein richtig guter Präsident werden. Gerade, weil er Vertrauen zurückgewinnen muss und verschäft unter Beobachtung stehen wird.

"Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein." Das sagt Jesus, als die Ehebrecherin zu ihm geschleppt wird. Er weiss, was folgt: einer nach dem anderen denkt an seine eigenen Sünden und stiehlt sich beschämt davon. Diese Selbstreflexion müsste dringend bei den Medien und den Journalisten einsetzen. Und bei Wulff das, was im Evangelium später folgt: "Geh hin, und sündige nicht mehr!"

Und was mich betrifft: alles andere will ich nicht mehr hören. Danke!

Mittwoch, 1. Februar 2012

Ein Gedicht: Der Graf von Habsburg

von Friedrich Schiller

A. Rüber: Graf Rudolf von Habsburg und der Priester; Quelle: ArtValue.com


Zu Aachen in seiner Kaiserpracht,
im altertümlichen Saale,
saß König Rudolfs heilige Macht
beim festlichen Krönungsmahle.
Die Speisen trug der Pfalzgraf des Rheins,
es schenkte der Böhme des perlenden Weins,
und alle die Wähler, die sieben,
wie der Sterne Chor um die Sonne sich stellt,
umstanden geschäftig den Herrscher der Welt,
die Würde des Amtes zu üben.

Und rings erfüllte den hohen Balkon
das Volk in freud'gem Gedränge,
laut mischte sich in der Posaunen Ton
das jauchzende Rufen der Menge.
Denn geendigt nach langem verderblichen Streit
war die kaiserlose, die schreckliche Zeit,
und ein Richter war wieder auf Erden.
Nicht blind mehr waltet der eiserne Speer,
Nicht fürchtet der Schwache, der Friedliche mehr
des Mächtigen Beute zu werden.

Und der Kaiser ergreift den goldnen Pokal
und spricht mit zufriedenen Blicken:
"Wohl glänzet das Fest, wohl pranget das Mahl,
mein königlich Herz zu entzücken;
doch den Sänger vermiss' ich, den Bringer der Lust,
der mit süßem Klang mir bewege die Brust
und mit göttlich erhabenen Lehren.
So hab' ich's gehalten von Jugend an,
und was ich als Ritter gepflegt und getan,
nicht will ich's als Kaiser entbehren."

Und sieh! in der Fürsten umgebenden Kreis
trat der Sänger im langen Talare.
Ihm glänzte die Locke silberweiß,
gebleicht von der Fülle der Jahre.
"Süßer Wohllaut schläft in der Saiten Gold,
der Sänger singt von der Minne Sold,
er preiset das Höchste, das Beste,
was das Herz sich wünscht, was der Sinn begehrt,
doch sage, was ist des Kaisers wert
an seinem herrlichsten Feste?"

"Nicht gebieten werd' ich dem Sänger," spricht
der Herrscher mit lächelndem Munde,
"Er steht in des größeren Herren Pflicht,
er gehorcht der gebietenden Stunde.
Wie in den Lüften der Sturmwind saust,
man weiß nicht, von wannen er kommt und braust,
wie der Quell aus verborgenen Tiefen,
so des Sängers Lied aus dem Innern schallt
und wecket der dunklen Gefühle Gewalt,
die im Herzen wunderbar schliefen."

Und der Sänger rasch in die Saiten fällt
und beginnt sie mächtig zu schlagen:
"Auf's Waidwerk hinaus ritt ein edler Held,
den flüchtigen Gamsbock zu jagen.
Ihm folgte der Knapp mit dem Jägergeschoß,
und als er auf seinem stattlichen Roß
in eine Au kommt geritten,
ein Glöcklein hört er erklingen fern,
ein Priester war's mit dem Leib des Herrn,
voran kam der Meßner geschritten.

Und der Graf sich zur Erde neiget hin,
das Haupt mit Demut entblößet,
zu verehren mit glaubigem Christensinn,
was alle Menschen erlöset.
Ein Bächlein aber rauschte durch's Feld,
von des Gießbachs reißenden Fluten geschwellt,
das hemmt der Wandrer Tritte,
und beiseit' legt jener das Sakrament,
von den Füßen zieht er die Schuhe behend,
damit er das Bächlein durchschritte.

'Was schaffst du?' redet der Graf ihn an,
der ihn verwundert betrachtet.
'Herr, ich walle zu einem sterbenden Mann,
der nach der Himmelskost schmachtet.
Und da ich mich nahe des Baches Steg,
da hat ihn der strömende Gießbach hinweg
im Strudel der Wellen gerissen.
Drum daß dem Lechzenden werde sein Heil,
so will ich das Wässerlein jetzt in Eil'
durchwaten mit nackenden Füßen.'

Da setzt ihn der Graf auf sein ritterlich Pferd,
und reicht ihm die prächtigen Zäume,
daß er labe den Kranken, der sein begehrt,
und die heilige Pflicht nicht versäume.
Und er selber auf seines Knappen Tier
vergnüget noch weiter des Jagens Begier;
der andre die Reise vollführet,
und am nächsten Morgen, mit dankendem Blick,
da bringt er dem Grafen sein Roß zurück,
bescheiden am Zügel geführet.

'Nicht wolle das Gott', rief mit Demutsinn
der Graf, 'daß zum Streiten und Jagen
das Roß ich beschritte fürderhin,
das meinen Schöpfer getragen!
Und magst du's nicht haben zu eignem Gewinst,
so bleibt es gewidmet dem göttlichen Dienst;
denn ich hab' es dem ja gegeben,
von dem ich Ehre und irdisches Gut
zu Lehen trage und Leib und Blut
Und Seele und Atem und Leben.'

'So mög' auch Gott, der allmächtige Hort,
der das Flehen der Schwachen erhöret,
zu Ehren Euch bringen hier und dort,
so wie Ihr ihn jetzt geehret.
Ihr seid ein mächtiger Graf, bekannt
durch ritterlich Walten im Schweizerland;
Euch blüh'n sechs liebliche Töchter.'
'So mögen sie', rief er begeistert aus,
'Sechs Kronen euch bringen in euer Haus,
und glänzen die spät'sten Geschlechter'."

Und mit sinnenden Haupt saß der Kaiser da,
als dächt' er vergangener Zeiten;
jetzt, da er dem Sänger ins Auge sah,
da ergreift ihn der Worte Bedeuten.
Die Züge des Priesters erkennt er schnell
und verbirgt der Tränen stürzenden Quell
in des Mantels purpurnen Falten.
Und alles blickte den Kaiser an
und erkannte den Grafen, der das getan,
und verehrte das göttliche Walten.

Beten wir mit dem Heiligen Vater

Gebetsmeinungen des Papstes für Februar 2012

1. Dass alle Völker Zugang zu Trinkwasser und den notwendigen Ressourcen für den täglichen Lebensunterhalt haben.
2. Dass der Herr mit seinem Beistand die Tätigkeit der Mitarbeiter im Gesundheitswesen in den armen Regionen bei der Pflege von Kranken und Armen begleitet.