Samstag, 4. Februar 2012

Sola Fide? Aber nicht doch!



Passend zu dem Beitrag, den Severus vor einigen Tagen brachte, entspann sich heute Abend beim Essen in unserer kleinen christlichen WG hier in Basel ein Disput zwischen meinem calvinistischen Mitbewohner und mir. Der Glaube allein sei ausreichend zur Erlösung, auch wenn Martin Luther in seine Bibelübersetzung ein gewisses "nur" in - freundlich formuliert - recht freier Übertragung eingefügt habe. Dazu gäbe es auch eine Reihe von Bibelstellen, die mein WG-Kollege natürlich alle auswendig wusste. Ich, als guter Katholik, habe die Heilige Schrift natürlich nicht im Kopf, sondern im Regal (was eben nicht bedeutet, ich würde nie hineinschauen!), und musste die Repliken darauf erstmal suchen. Ich habe sie nun gefunden, werde sie gleich bei einem gute Glas Wein meinem Mitbewohner präsentieren - und dachte mir, dass sie für den einen oder anderen hier auch interessant sein könnte. Also: voilà!

Siehe da: es gibt eine ganze Reihe eindeutiger Schriftstellen, die das protestantische sola scriptura eindeutig widerlegen. Zunächst unser Herr Jesus Christus selbst:
Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt. (Mt 7,21)
Der Glaube an Christus ist natürlich auf für Katholiken ein unabdingbare Voraussetzung, allerdings eben nicht ausschließlich. An diesem Herrenwort sieht man schon, dass das Bekenntnis zu Christus alleine keinen Platz im Himmelreich sichert. Das macht der Herr selbst auch im Johannesevangelium (Joh 14,21) deutlich:
Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.
Das wird in aller Deutlichkeit und ausdrücklich noch einmal unterstrichen, wieder vom Herrn selbst:
Der Menschensohn wird mit seinen Engeln in der Hoheit seines Vaters kommen und jedem Menschen vergelten, wie es seine Taten verdienen. (Mt 16,27)
Doch diese Herrenworte stehen natürlich nicht alleine, obgleich sie meines Erachtens ausreichend wären. Es gibt sogar eine negative Bestätigung. Selbst Dämonen glauben, dass es nur einen Gott gibt und sie erzittern ob dieser Erkenntnis. Dennoch sind und bleiben sie Handlanger und Ausgeburten des Teufels:
Du glaubst, es gibt nur einen Gott. Damit hast du recht; das glauben auch die Dämonen, und sie zittern. Willst du also einsehen, du unvernünftiger Mensch, dass der Glaube ohne Werke nutzlos ist? Wurde unser Vater Abraham nicht aufgrund seiner Werke als gerecht erkannt? Denn er hat seinen Sohn Isaak als Opfer auf den Altar gelegt. Du siehst, dass bei ihm der Glaube und die Werke zusammenwirkten und dass erst durch die Werke der Glaube vollendet wurde. [...]
Ihr seht, dass der Mensch aufgrund seiner Werke gerecht wird, und nicht durch den Glauben allein (Jak 2,19-22 u. 24; Hervorhebung hier von mir.)

Eine beliebte Stelle, die gerne von Protestanten zitiert wird, ist der Brief des Apostels Paulus an die Epheser:
Denn aus Gnade seid ihr durch den Glauben gerettet, nicht aus eigener Kraft - Gott hat es geschenkt -, nicht aufgrund eurer Werke, damit keiner sich rühmen kann. (Eph, 8-9)
Doch wie geht dieser Abschnitt weiter?
Seine Geschöpfe sind wir, in Christus Jesus dazu geschaffen, in unserem Leben die guten Werke zu tun, die Gott für uns im Voraus bereitet hat. (Eph, 10)

Lassen wir Paulus gleich noch einmal zu Worte kommen, diesmal im Römerbrief:
Weil du aber starrsinnig bist und dein Herz nicht umkehrt, sammelst du Zorn gegen dich für den "Tag des Zornes", den Tag der Offenbarung von Gottes gerechtem Gericht. Er wird jedem vergelten, wie es seine Taten verdienen; denen, die beharrlich Gutes tun und Herrlichkeit, Ehre und Unvergänglichkeit erstreben, gibt er ewiges Leben, denen aber, die selbstsüchtig nicht der Wahrheit, sondern der Ungerechtigkeit gehorchen, widerfährt Zorn und Grimm. (Röm 2,5-8)

 Für Katholiken ist der Glaube mehr, als die verstandesmäßige Zustimmung zu bestimmten Glaubenssätzen. Der Glaube ist - um einen à-la-mode-Begriff zu verwenden - ganzheitlich. Dass aus dem Glauben Taten resultieren müssen, begründet wieder Paulus im 1. Brief an die Gemeinde in Korinth sehr gut:
Und wenn ich prophetisch reden könnte und alle Geheimnisse wüsste und alle Erkenntnis hätte; wenn ich alle Glaubenskraft besäße und Berge damit versetzen könnte, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts. (1 Kor, 13,2)
Ein Glaube, aus dem keine Werke der Liebe resultieren, ist also nutzlos. Glaube und Werke stellen eine notwendige Einheit dar. Notwendig ist es,
[...] den Glauben zu haben, der in der Liebe wirksam ist. (Gal 5,6)
Zum Abschluss dieser kleinen, sich nur an Schriftstellen orientierenden Beweisführung, sei noch erwähnt, dass es zahlreiche weitere Belege dafür gibt, dass Glaube und Werke richtig und im christlichen Sinne verstanden unabdingbar zusammengehören. Stellvertretend dafür bringe ich eine letzte Perikope aus dem Matthäusevangelium. Ein Ausschnitt wurde bereits oben weiter zitiert, hier kommt der komplette Zusammenhang, in der Christus die wunderbare Allegorie von den Früchten, das sind eben die Werke, der tätige Glaube, bringt:
Hütet euch vor den falschen Propheten; sie kommen zu euch wie Schafe, in Wirklichkeit aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Erntet man etwa von Dornen Trauben oder von Disteln Feigen? Jeder gute Baum bringt gute Früchte hervor, ein schlechter Baum aber schlechte. Ein guter Baum kann keine schlechten Früchte hervorbringen und ein schlechter Baum keine guten. Jeder Baum, der keine guten Früchte hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. An ihren Früchten also werdet ihr sie erkennen.

Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt. Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr, Herr, sind wir nicht in deinem Namen als Propheten aufgetreten, und haben wir nicht mit deinem Namen Dämonen ausgetrieben und mit deinem Namen viele Wunder vollbracht? Dann werde ich ihnen antworten: Ich kenne euch nicht. Weg von mir, ihr Übertreter des Gesetzes!

Wer diese meine Worte hört und danach handelt, ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Fels baute. Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es nicht ein; denn es war auf Fels gebaut. Wer aber meine Worte hört und nicht danach handelt, ist wie ein unvernünftiger Mann, der sein Haus auf Sand baute. Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es ein und wurde völlig zerstört. (Mt 7, 15-27)

Anmerkung: Alle Schriftzitate nach der Einheitsübersetzung. Direktlink zur Überprüfung, auch mit anderen Übersetzungen: Bibleserver.com

6 Kommentare:

  1. ... da gibt's tatsächlich noch Bibelstellen, auf die ich nicht gekommen bin. Bei Interesse kann ich "meine" gerne rüberschicken. Meine Mail gibt's bei eugenieroth.blogspot.com
    DANKE!

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  2. ... ach das ist ja doch alles auf meinem Blog - unter Glaubensfragen.

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  3. Bravo! Das ist zu meinem Beitag die ideale Ergänzung und Weiterführung, zu der ich selbst, vor allem aus Zeitgründen, nicht komme. (Perfektes Teamwork:-)
    Dank und freundlichen Gruß den Rhein hinauf!

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    1. Und wir haben dafür noch nicht einmal ein Komitee wählen, einen Ausschuss einberufen und einen Stuhlkreis abhalten müssen. Erstaunlich, eigentlich...

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  4. Prima! Freut mich sehr!!! Und mit Erlaubnis des Herrn Severus werde ich die seinen meinen Ausführungen hinzufügen.

    DANKE.

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  5. Hui, eine wahre Fundgrube!
    Vielen Dank fürs Nachsehen und viel Freude beim Weinchen!
    Werd ich gleich mal zu mir mit rübernehmen.

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